Kuba, wir kommen!

Nach langem Warten sollte es am 25.06.2012 endlich für 15 freudig, aufgeregte Judokas aus Hildesheim, Nienhagen, Braunschweig, Altentreptow und Hemmoor von Hannover auf die lange Reise nach Kuba gehen. Doch die anfängliche Vorfreude wurde durch den stornierten Flug von Hannover nach Paris leicht getrübt. So konnten wir erst mit 24stündiger Verspätung der Einladung des kubanischen Nationaltrainers der Damen Ronaldo Veitia Valdivie folgen. Nachdem wir die langwierigen Sicherheitskontrollen hinter uns gebracht hatten, konnten wir endlich (Ortszeit 1 Uhr) im heiß ersehnten Hotel einchecken.

Wir waren alle super glücklich, als es am nächsten Tag gleich zum Strand ging. Von den Palmen, dem türkisblauen Wasser und dem weißen Sand waren wir alle so beeindruckt, dass uns alles vorkam wie ein Traum. Erst als es am Donnerstag dann zum ersten Training mit den Judodamen ging, realisierten wir zwangsläufig, dass wir nicht träumten. Denn trotz der hohen Luftfeuchtigkeit und über 30°C im Schatten wird das Training dort voll durchgezogen. Das heißt im Klartext, dass Wurfserien und selbst diverse Spiele unter herunterlaufender Zeit vorgenommen werden. Nach der ersten Trainingseinheit mussten wir feststellen, über wie viel Kraft und Kondition die Kubanerinnen verfügen und, dass obwohl es dort keine herkömmlichen Kraftgeräte gibt. Nach dem Training werden mindestens sieben Mal ohne Absetzen die Seile rauf und runter geklettert, sowie Klimmzüge an einem Klettergerüst gemacht. Wir waren kaum noch in der Lage überhaupt daran zu denken, denn schon nach der Hälfte des Trainings hingen unsere Zungen auf der Matte. Die Kubanerinnen hingegen hatten gerade einmal 30-40% gegeben. Zum Ende des Trainings mussten wir uns auch alle noch einmal quälen und das „Power-Stretching“ über uns ergehen lassen, denn auch hier zählte die Uhr runter und unsere kubanischen Partnerinnen halfen allen noch einmal nach. Die nächsten Trainingseinheiten hielten wir schon besser durch, was sich auch bei einem Wettkampf mit dem B-Kader der Kubanerinnen zeigte.
Leider konnten wir die Athletinnen des A-Kaders, sowie deren Trainer Ronaldo nicht persönlich kennenlernen, da diese sich schon wegen der Olympischen Spiele in London befanden. Dafür konnten wir jedoch zwei Starterinnen bei den Paralympics der Sehgeschädigten bei ihrer Vorbereitung zuschauen. Außerdem hatten wir das Glück die kubanischen Olympiastarter in den Gewichtsklassen -90kg,-100kg und +100kg zu erleben. Sie trainierten mit der mexikanischen Nationalmannschaft unter Aufsicht der kubanischen Doppelolympiasiegerin(Silbermedaille 2000 und 2004) Daima Beltrán.

Letztendlich müssen wir alle sagen, dass wir den Kubanerinnen den höchsten Respekt aussprechen, denn neben den täglichen Trainingseinheiten(2 am Morgen, 2-3 nachmittags) müssen sie abends noch Geld verdienen. Außerdem trainieren sie in sehr einfachen Verhältnissen: im Dojo befanden sich weder Fenster, noch Umkleiden oder gar Duschen oder eine Klimaanlage.

Doch diese einfachen Verhältnisse sind nicht nur dort ein Problem, denn überall wo wir nur hinkamen, lagen verhungerte Tiere in den Ecken oder man wurde angebettelt -häufig sogar von Kindern. Auch die hygienischen Zustände dort sind sehr schlecht, sodass wir auf öffentliche Toiletten ohne Toilettensitz in Holzverschlägen gehen mussten(kleine Krabbeltiere waren jedoch inklusive).

Die nächsten Tage verbrachten wir unter anderem in Varadero, also am längsten Sandstrand der Karibik, den man einfach gesehen haben muss. Wir besuchten unterschiedlichen Museen, wie auch Hemingways original erhaltene Villa samt Pool und Fischerboot, sodass auch der Geschichtsunterricht nicht zu kurz kam.

Im (Vergleich zu Havanna) reichen Dorf Viñales ging es dann hoch zu Ross durch die Berge zu einer Tabakplantage, wo uns natürlich auch gezeigt wurde, wie Zigarren gedreht werden. Hier wurde uns mehr als deutlich, wie weit die Schere zwischen Armut(in der Stadt) und Reichtum (im Dorf) auseinander klafft. Wobei Reichtum auf Kuba am Besitz einer Waschmaschine und eines Fernsehers gemessen wird. Doch trotz der für uns unbegreiflich und unbeschreiblich großen Armut dort, haben wir sehr viele Kubaner mit unglaublicher Lebensfreude kennengelernt, welche sich durch die fast überall hörbare Salsamusik wiederspiegelt.

Nach langen Flügen kamen wir am 10.07.2012 mit einem lachenden und einem weinenden Auge wieder in Hannover an. Schön war es unsere Familien und Freunde wiederzusehen, sowie den gewohnten Standard wieder zu wissen. Traurig waren wir, weil wir alle auseinander gegangen sind
und uns die Kubaner mit ihrer Lockerheit und Lebensfreude jetzt schon fehlten.

Die wunderschönen Erinnerungen an die tolle Zeit verbinden und lassen auf Neues hoffen.

Verfasst von Berit Schulz

Im Namen aller Mitreisenden:

Steffen Urban, Maik Edling, Uwe Juch, Philipp Lorenz, Matthias Fieber, Achim Beck, Leonie Haack, Marie Kersting, Fiene und Nele Blum, Felix Edling, Raik Rassmann, Sven Gärtner, Julius Schroth